Würden Sie Ihrem Nachbarn Geld leihen und dafür Zinsen bezahlen?

Ich möchte in dieser kurzen Stellungnahme näher auf Staatsanleihen eingehen. Denn oftmals müssen sich Anleger im Zuge einer Beratung festlegen, ob diese risikofreudig, weniger risikofreudig oder gar risikoavers sind. Und das, obwohl sich aufgrund wissenschaftlicher Auswertungen, die mehr als 200 Jahre zurückreichen, belegen lässt, dass Aktien jährlich zwischen 8 und 9 % Rendite liefern (inklusive Dividenden). Daher ist es meiner Meinung nach absolut vertretbar zu 100 % in Aktien zu investieren – dies würde daher als risikofreudig eingestuft werden. Allerdings immer unter der Voraussetzung einer langfristigen Veranlagung.

Würden Sie ihrem Nachbarn 1.000 EURO leihen und dafür noch Zinsen bezahlen? Ich glaube, dass Sie das auf gar keinen Fall machen würden. Aber wenn Anleger zurzeit dem Staat Österreich auf die Dauer von 5 (fünf) Jahren 1.000 EURO in Form einer Staatsanleihe leihen, müssen diese beinahe 1 % Zinsen pro Jahr bezahlen. Ja, Sie hören richtig, Anleger bezahlen dafür, dass Sie dem Staat Österreich Geld leihen und erhalten somit am Ende der Laufzeit – also nach 5 Jahren – nur mehr ca. 950 EURO zurück. Und dies alles vor Abzug der Inflation und Spesen. Unter Berücksichtigung der Inflation verlieren Anleger aktuell ca. 2 % pro Jahr (je nach Laufzeit).

Warum das so ist? Weil die Nachfrage nach Sicherheit und die Manipulation der Finanzmärkte durch die EZB (Europäische Zentralbank) die Zinsen auf ein Rekordtief sinken hat lassen. Dieser Umstand dürfte sich in Zukunft auch nicht so rasch ändern.